Durch das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) wurde in den Jahren 2016 – 2022 eine Grundwasser-Flurabstandsprognose in Abhängigkeit von der Befüllung der Seen und der Grundwasserneubildung für das Rheinische Revier erarbeitet, die zwar schon im Frühjahr 2022 fertiggestellt, bisher aber nicht veröffentlicht wurde. Nach Aufforderung der GRÜNEN bat die Bezirksregierung zur Braunkohlenausschusssitzung im Juni das LANUV zu einer ersten Vorstellung der Ergebnisse.
Was Frau Dr. Boockmeyer, die Leiterin des Projektes, dann berichtete, war teils zu erwarten, bot aber auch überraschende Erkenntnisse. Basierend auf dem Jahr 1953 (ältere Messungen sind zu ungenau) wurde im Vergleich zur von der Sümpfung nicht betroffenen Erftaue die bekannte, teils über 3 Meter betragende Absenkung des Geländes im gesamten Revier neu vermessen. Nach dem Ende der Sümpfung füllen sich die Grundwasserstockwerke wieder auf und das Gelände steigt mit der Bodendurchfeuchtung wieder an. Erstmals wurde in dieser Untersuchung aber berücksichtigt, dass durch die Bodenverfestigung das alte Niveau nicht mehr erreicht wird und das Gewicht von überbauten Bereichen zusätzlich an den betroffenen Stellen eine vertikale Ausdehnung verhindert. Resultat ist, dass der Wiederanstieg des Grundwassers in nichtbebauten Bereichen etwa drei Viertel, in seit 1953 neu bebauten Teilen auch nur zwei Drittel oder weniger beträgt. Fazit daraus: wo früher das Grundwasser weniger als 3m unter der Oberfläche lag, laufen in Zukunft die Keller voll.
Besonders betroffen sind der Bereich um Mönchengladbach und entlang der Erft. In deren südlichen Teil sorgt ein zusätzlicher Aspekt für weitere Reduzierung des Grundwasser-Flurabstands. Hier hat das Wasserwerk Dirmerzheim seit Anfang des letzten Jahrhunderts aus dem obersten Grundwasserstockwerk gefördert und pumpt seit den 70er Jahren aus 200m Tiefe, was durch Wiedervernässung zu einem Geländeanstieg um drei Meter geführt hat. Die gemessene Ausgangslage 1953 zeigte aber für das Gebiet Gymnich/Türnich nur 3m Grundwassertiefe. Möglicherweise entsteht hier ein neues Moor, wenn auf ewige Sümpfung verzichtet wird. Ähnliches droht auch in anderen Bereichen, besonders im Nordrevier.
Diese Daten sind nicht nur für die betroffenen Anwohner*innen und Gewerbebetriebe und die Planungen der betroffenen Gebietskörperschaften von grundlegender Bedeutung, sondern auch für die Erarbeitung der Betriebspläne und deren Bewertung durch den Braunkohlenausschuss. In vielen Bereichen, die in den letzten Jahrzehnten bebaut wurden, ist die Sümpfung unverzichtbar. Auch der unterschiedliche Bodenanstieg zwischen bebaut/unbebaut wird zu Problemen bei Versorgungsleitung und Kanalisation führen. Fraglich, wer für diese teuren Vergnügen aufkommt.