Regionalplan für den Regierungsbezirk Köln, Teilabschnitt Bonn/Rhein-Sieg – Sachlicher Teilabschnitt: Hochreiner Weißer Quarzkies im Raum Kottenforst-Ville

Hierzu beantragen wir:

Die Bezirksregierung Köln wird beauftragt, eine Stellungnahme der Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung 6 Bergbau und Energie, in NRW zur Frage der Bedarfsdeckung an hochreinem weißen Quarzkies durch die Lagerstätte „Sonnenhof“ einzuholen

Begründung:

Im nach wie vor laufenden Änderungs-Verfahren der Bezirksregierung Köln zur „Erarbeitung des sachlichen Teilabschnittes – „Hochreiner weißer Quarzkies im Raum Kottenforst/Ville“ fand am 20.11.2007 ein Erörterungstermin bei der Bezirksregierung Köln statt, an dem auch Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Bergbau und Energie in NRW, teilnahmen (laut Bezirksregierung Köln „Niederschrift Erörterungstermin, Januar 2008“ die Herren Jens Hey und Andreas Mennekes).

Auf dem Erörterungstermin vertrat die Bergbehörde in Übereinstimmung mit den Naturschutzverbänden die Auffassung, das Abbauvorhaben „Sonnenhof“ (BSAB und Reservegebiet) könne den von der Bezirksregierung Köln postulierten Bedarf von 280.000 t/a an hochreinem weißen Quarzkies lediglich für ca. fünf bis sieben Jahre decken. Eine Ausweisung des Gebietes „Sonnenhof“ im Regionalplan entspräche deshalb nicht den landesplanungsrechtlichen Vorgaben zur Rohstoffsicherung von zweimal 25 Jahren. Eine Darstellung des „Sonnenhofes“ als Konzentrationszone für die Gewinnung von hochreinem weißem Quarzkies im Regionalplan entfalte daher auch keine Ausschluss-Wirkung gegen gleichgelagerte Bergbau-Vorhaben und verfehle damit das regionalplanerisch gewollte Ziel (Niederschrift Erörterungstermin, Januar 2008, S. 17 f.).

Da der Regionalrat Köln in seiner Sitzung am 12.12.2008 einstimmig beschloss, das ganze Regionalplan-Änderungsverfahren zur Ausweisung eines BSAB und eines Reservegebietes für die Gewinnung von hochreinem weißen Quarzkies unter Einbeziehung der Lagerstätte Witterschlick-Süd (Quarzwerke Frechen) völlig neu aufzurollen, wird es in diesem Rahmen auch zu einer neuen Diskussion um die Lagerstätte „Sonnenhof“ kommen.

Die auf dem Erörterungstermin am 20.11.2007 von der Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Bergbau und Energie in NRW, geäußerte Auffassung, die Lagerstätte „Sonnenhof“ sei unter Berücksichtigung der Gesamtlagerstätte (BSAB und Reserve-gebiet) ungeeignet, die landesplanungsrechtlichen Vorgaben zur Rohstoffsicherung für hochreinen weißen Quarzkies zu erfüllen, entspricht den Ergebnissen der folgenden den Regionalratsfraktionen und der Bezirksregierung Köln vorliegenden Fachgutachten:

  1. Der geologischen Expertise „Bewertung hochwertiger Quarzkiesvorkommen im Raum Weilerswist“ der Dr. Tillmanns & Partner GmbH vom 24.03.2006 zu-folge enthält die Lagerstätte „Sonnenhof“ hinsichtlich der beim laufenden Regionalplan-Änderungsverfahren einzig zu berücksichtigenden hochreinen weißen Quarzkiese (sog. Qualität A) einen Anteil von lediglich 34 %. Till-manns merkt dazu ferner an: „Die Wechsellagerung und fazielle Verzahnung der verschiedenen Qualitäten führt bei einem selektiven Abbau zwangsläufig zu erheblichen Verlusten bei der angestrebten Separierung der Qualität A. Dieser … liegt in der Größenordnung von mindestens 10 %“ (S. 17 f.).
  2. Nach dem Gutachten des Dipl. Geol. Dr. Michael Veerhoff „Vergleichende Betrachtung der Lagerstätten mit hochreinem weißen Quarzkies im Bereich Kot-tenforst-Ville …“  vom 30.05.2007 liegt die Laufzeit der gesamten Lagerstätte „Sonnenhof“ (BSAB und Reservegebiet) bei dem von der Bezirksregierung Köln angegebenen Bedarf von 280.000 t/a zwischen 6,4 Jahren (Variante 2)  und 11,1 Jahren (Variante 1A) (S. 27).
  3. Unter Berücksichtigung der „Stellungnahme des Geologischen Dienstes NRW vom 29.11.2005 zur geologischen Situation und Quarzkiesmächtigkeit in der Bohrung S 4 (DABO Nr. 245038) bei Weilerswist der Firma Euroquarz GmbH, Dorsten“ kommt Dr. Tillmanns in einer Expertise vom 09.11.2007 zum Ergebnis, die Einbeziehung dieser nördlich des Reservegebietes niedergebrachten Referenz-Bohrung steigere den Anteil der A Qualität in der Lagerstätte „Sonnenhof“ lediglich auf 36 % (S. 4).
  4. Dr. Michael Veerhoff gibt den Anteil der Qualität A in der Lagerstätte „Sonnenhof“ unter Berücksichtigung der Stellungnahme des Geologischen Dienstes und der Bohrung S 4 im Oktober 2007 mit 37 % an.
  5. Im Gutachten „Bewertung hochreiner, weißer Quarzkiese im Bereich des Vorkommens Sonnenhof“ vom 08.04.2008 berechnete die Dr. Tillmanns & Part-ner GmbH aufgrund einer lagerstättenkundlichen Betrachtung unter Einbeziehung von abbaubedingten Böschungsverlusten die Gesamt-Menge (BSAB und Reservegebiet) an gewinnbaren hochreinen weißen Quarzkiesen auf 2.773.000 t. Bei einem Jahresbedarf von 280.000 t käme die Lagerstätte dann auf eine Laufzeit von 9,9 Jahre. Unter Berücksichtigung der Flächen der Baulichkeiten Sonnenhof nebst Abstandsflächen könnten laut Tillmanns nur 1.532.000 t hochreine weiße Quarzkiese gewonnen werden. Die Laufzeit beträgt dann lediglich 5,5 Jahre.

Euroquarz gibt in einem aufschlussreichen Schreiben vom 05.11.2008 an den Landschafts-Schutzverein Vorgebirge (LSV) e.V. an, „jährlich höchstens 360.000 t an Rohmaterial“ (A-, B- und C-Qualitäten) im Abbaugebiet „Sonnenhof“ gewinnen zu wollen (S.1).

Die in diesem Schreiben angeführten Mächtigkeitsangaben mit einer Abbauteufe von 60 m unter Geländeoberkante und die daraus berechneten Mengen von Euro-quarz umfassen auch die Hauptterrasse und die Deckschichten mit und liegen bei dieser Abbautiefe im östlichen Bereich der Lagerstätte im Grundwasser.

Um die tatsächlichen Mengen an hochreinen weißen Quarzkiesen aus den angegeben 360.000 t Jahresproduktion heraus zu rechnen, müssen die folgenden Mengen abgezogen werden:

Jahresproduktion nach Euroquarz                                          360.000 t
28 % Hauptterrassen-Kiese/Sande/Schluffe/Tone               – 100.800 t

von den verbleibenden tertiären Sedimenten                            259.200 t
beträgt der Kiesanteil ca. 40%                                           –  155.520 t

von den verbleibenden tertiären Kiesmengen                         103.680 t
beträgt der Anteil an A-Qualität max. 34 %                        –   68.429 t

d.h. die tatsächliche Jahresproduktion an
hochreinen weißen Quarzkiesen betrüge lediglich              35.251 t

Das Abbauvorhaben „Sonnenhof“ könnte also nur ca. ein Achtel des von der Bezirksregierung Köln angenommenen Jahresbedarf von 280.000 t an hochreinen weißen Quarzkies decken!

Wir beantragen deshalb, die Bezirksregierung Köln mit der Einholung einer erneuten bergbehördliche Einschätzung durch die Bezirksregierung Arnsberg zur Frage der Bedarfsdeckung an hochreinen weißen Quarzkiesen durch einen Abbau der Lagerstätte „Sonnenhof“ (BSAB und Reservegebiet) zu beauftragen.